Übungen zu Wahrnehmungsfehlern
a. Vorbereitende Hörübungen (Eintauchübungen), die auf Beseitigung von Wahrnehmungsschwierigkeiten zielen, welche sich auf
Aussprache und Orthografie auswirken können.
Mit diesen Übungen können sich die Schüler:innen an den Sprachklang gewöhnen.
Die Lehrkraft spricht Wörter oder Texte vor bzw. spielt sie von der CD ab. Die Schüler:innen hören einfach zu, ohne einen bestimmten Hörauftrag. So eine Übung kann jedoch schon ein bestimmtes
phonetisches Phänomen im Auge haben, z. B. die Unterscheidung von Lang- und Kurzvokalen. Die Vokallänge muss dabei deutlich unterscheidbar sein. Aus dem Themenbereich "Tiere" könnten z. B.
folgende Sätze als Eintauchübung dienen: "Im Zoo schlafen die Löwen sehr tief" (lange Vokale). "Im Wald rennen die Affen ganz schnell" (kurze Vokale). Die DaZ-Schüler:innen
merken, dass lange und kurze Vokale unterschiedlich klingen.
b. Diskriminationsübungen: Im Anschluss sollen die Schüler:innen dazu angeleitet werden, bestimmte Kontraste zu hören. Vor allem jene,
die sie aufgrund ihres erstsprachlichen Filters schwer wahrnehmen können. Solche Diskriminationsübungen funktionieren am besten mit Minimalpaaren, also mit Wortpaaren, die sich nur in einem
Lautsegment an der gleichen Position im Wort voneinander unterscheiden: Hüte-Hütte; Höhle-Hölle; Staat-Stadt usw. Die Wortpaare werden vorgesprochen und die
DaZ-Schüler:innen werden aufgefordert, speziell auf die Vokale zu achten. Zur visuellen Unterstützung kann die Lehrkraft beim Vorsprechen die Langvokale z. B. durch das Ausbreiten der Arme und
die Kurzvokale durch einen kurzen Schlag auf den Tisch untermalen. In einem zweiten Durchgang müssen die Schüler:innen signalisieren, ob der Vokal lang oder kurz gesprochen wird. Wenn die
Unterscheidungsfähigkeit sichergestellt ist, können einfache Nachsprechübungen durchgeführt werden.
Hier bietet sich auch die Einführung der orthografischen Regel an. Dazu könnte die Lehrkraft eine Liste mit Minimalpaaren vorlegen und jeweils nur ein Wort davon vorsprechen, welches die
Schüler:innen markieren. Nun könnten die Schüler:innen versuchen, anhand der Schreibung Hinweise auf Länge oder Kürze von Vokalen zu finden: Doppelter Konsonant -> kurzer Vokal; doppelter
Vokal -> langer Vokal.
c. Identifizierungsübungen
Nun sollen die Schüler:innen phonetische Phänomene ohne direkten Vergleich mit einer Alternativform identifizieren lernen. Nicht mehr Minimalpaare, sondern vielfältige Wörter, welche die zu
identifizierenden Laute beinhalten, stehen im Fokus. Die Schüler:innen ordnen Wortkarten den zu erlernenden Phänomenen zu, z. B. ob der betonte Vokal lang oder kurz ist: Boot, Meer, See,
Schiff, Brücke, Mast usw. Die Überprüfung geschieht so, dass die Lehrkraft (oder ein/e Schüler/in) die einzelnen Wörter ausspricht und die Klasse entscheidet, ob der Vokal tatsächlich lang
oder kurz ist.
Zusätzlich zu diesen Übungen, die vornehmlich das Hören schulen, sollten natürlich auch d. Sprechübungen
durchgeführt werden. In dieser Phase wird nicht mehr alles von der Lehrkraft vorgegeben, sondern erfordert ein teilweises selbstständiges Ergänzen, z. B. Wechsel Singular - Plural: Rad - Räder,
Buch - Bücher, Nacht - Nächte. Die Wortpaare werden zunächst von den Schüler:innen ergänzt und dann laut ausgesprochen.
Am Ende der Übungstypologie folgen die angewandten Sprechübungen, das Vorlesen eigener und fremder Texte. Das Vorlesen kann von Schüler:innen so vorbereitet werden, dass z. B.
lange Vokale, Wortakzentuierung oder Satzmelodie markiert werden.