Worauf muss beim zweitsprachlichen Lesen noch geachtet werden

Wenn Hintergrundwissen fehlt oder nicht differenziert genug ist, wird verstehendes Lesen be- oder gar verhindert, da z. B. wichtige Wörter nicht erkannt, Sätze nicht in den Textzusammenhang integriert, Oberflächenmerkmale [a. Proformen, b. Gliederungs-signale, c. Konnektoren (Satzverknüpfer)] nicht für Übertragungstätigkeiten genutzt werden können und das Arbeitsgedächtnis mit der bloßen Dekodierung bereits ausgelastet ist.

In der DaZ-Lesepraxis sollten daher die Oberflächenmerkmale von Texten stärker berücksichtigt, in den Fokus genommen sowie im jeweiligen Text besprochen und erarbeitet werden:

 

a. Proformen:

  • Pronomen: Das Kind kommt nach Hause, es stürzt zuerst in die Küche.
  • Pro-Verben: Ich lese jeden Abend in einem Buch. Das mache ich auch.
  • Verschmelzungen von Pronomen mit Präpositionen (= Präpositional-/Pronominal- und Konjunktionaladverbien): Meine Freundin regt sich über das Ergebnis auf. Darüber kann ich mich nicht ärgern.
  • Pro-Adverbien: Gestern war ich in der Stadt. Dort traf ich einen Freund .
  • Expliziter Bezug auf Textteile: Wie ich weiter oben schon gezeigt habe ...

b. Gliederungssignale:

In einem Text gibt es "Gelenkstellen", die Übergänge zwischen einzelnen Gedankenschritten kennzeichnen. Richtet man seinen Fokus auf solche Gelenkstellen, lässt sich die Struktur des Textes erfassen. Demzufolge müssen die Gelenkstellen erkannt werden. Solche Gelenkstellen sind zum Beispiel Gliederungssignale. Diese unterteilen Textabschnitte in kleinere Einheiten:

  • Hierarchie: erstens, zweitens, drittens, ...; zunächst, schließlich; ...
  • Chronologie: seit 1980, ab 1990, ab 2000, ...
  • Erweiterung: darüber hinaus; außerdem; ...

c. Konnektoren

Wie ein Faden zieht sich ein gedanklicher Zusammenhang durch den Text . Gedankenbrücken verbinden die Satznachbarn und geben dem Text seinen Zusammenhalt. Dieser gedankliche Zusammenhang wird durch Konnektoren markiert. Wörter verschiedener Wortarten gehören dazu:

  • Konjunktionen: und, denn, aber, weil, als, um ... zu, ...
  • Adverbialpronomen: deshalb, dafür, darauf, dagegen, daran, ...
  • Partikel: ja, so, nicht, doch, sogar, erst, gar, schon, eigentlich, ...
  • Präposition: trotz, wegen, durch, ...

 

Beim Lesen muss also immer geklärt werden, worauf sich z. B. Pronomen oder Konnektoren beziehen, welche Wörter für dieselbe Person oder Sache verwendet werden,  warum etwas passiert ist und welche Folgen sich daraus ergeben.